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der erste text, den man - zu dieser zeit mangels lesevermögen - hört, ist in aller regel ein märchen. oder mehrere. aber wichtig ist, dass es ein märchen ist, ein text, der fiktiv ist, nicht der realität entspricht, frei erfunden ist, aber eine bedeutung hat. wer als kind ein märchen hört, merkt dabei nicht, dass er einen tieferen zusammenhang vermittelt bekommt. ein märchen wird nicht verstanden, sondern erlebt. kinder sind fasziniert von märchen.
die erste partnerschaft, das erste mal verliebt sein, hat viel von einem märchen.
den zweiten text, den liest man in der schule. dort sind es dann im allgemeinen texte die einem etwas vermitteln wollen, aber, im gegensatz zum märchen, sind sie eher nüchtern geschrieben. es geht darum etwas zu lernen. regeln. wir müssen uns erst melden, wenn wir etwas sagen wollen und wir lernen gemeinsam ein ziel zu erreichen. diese texte vermitteln einem die fähigkeit im leben zurechtzukommen, etwas praktisches. manche kinder passen in der schule auf. sie werden es leichter haben.
unseren weiteren liebesbeziehungen, nach der ersten, nach dem entdecken des phänomens liebe, geht es ähnlich. wir sind noch kinder. wir lernen damit umzugehen. das phänomen ist zum ereignis geworden.
dann schließlich fängt man vielleicht an freiwillig zu lesen. man hat in der schule ja unter anderem auch lesen gelernt und jetzt die freiheit sich seinen lesestoff selbst auszusuchen. manche mögen schönes, wie romane, manche lesen fachliteratur, manche lesen trivialliteratur und manche lieben philosophisches oder auch möglichst fiktives. manche lesen auch nur die überschriften. nicht alle texte halten auch, was sie versprechen und nicht alle texte gefallen einem. manche texte sind wie ein strohfeuer, schnell ausgebrannt, und in manche muss man sich erst sehr mühsam einlesen, manche versteht man erst viel später, lange nach dem lesen. manche menschen finden gar keinen gefallen am lesen selbst. aber, in aller regel, behalten wir unser leseverhalten bei, bis wir sterben.
und unsere ...
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