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Wünsche Fremdwerk
von Blauerozean aus der Kategorie Geschichte - Unterhaltung

Geschichten
Keine Ordnerbeschreibung vorhanden.
Erstellt:    13.01.2005 00:00
Geändert: 04.06.2005 16:40
2104 Lesungen, 5.9KB

Sie saß auf der Zahnpastatube, als er morgens ins das Badezimmer kam. Klein, golden, adrett, beflügelt, ungeduldig mit dem Fuß tippend und aufrecht sitzend wartend. Während er verschlafen an ihr vorbei tappte, begrüßte er sie mit einem abwesenden knappen Nicken,
Bei seiner ersten morgendlichen Handlung drehte er ihr den Rücken zu und sie schaute betont unbefangen in die andere Richtung.

Erst als er in Spiegel blickte, unter dem sie saß, fragte sie ihn, während sie mit dem Zauberstab nervös auf ihr Knie tippte: "Und?"
"Und, was?", brummte er und schnitt eine Grimasse und kratzte sich am Kinn.
"Können wir jetzt endlich einmal anfangen? Ich habe noch mehr Termine."
Kurz flatterte sie hoch, verteilte eine Spur von Goldstaub in der Luft und sank wieder nieder.
Er schaute fragend von seinem Spiegelbild auf das ungeduldige kleine Persönchen.
"Deine Wünsche!" erinnerte sie ihn, leicht gereizt.
"Du wolltest eine Nacht darüber schlafen, bevor du sie mir mitteilst."
"Ah, ja stimmt, die drei Wünsche." antwortete er. "Danke für das Angebot, aber ich will sie nicht haben!"

Entsetzt blickt sie ihn an: "Du willst sie nicht haben?"
"Nein, eure ganzen Wünsche sind echt nur gequirlte Scheiße!"
"Was?", fragte sie fassungslos, ihre Flügelspitzenchen knickten nach unten und ihre Augen wurden groß und rund und ihr zartes Rosenmündchen blieb offen stehen.

"Ja, ich kenne euch und eure Spielchen.", sagte er und strich sich über seine Augenbrauen.
" Man bekommt nie das, was man will, es ist immer ein Haken dabei. Wünsche ich mir eine Braut, die ich echt gut finde und die richtig obergeil aussieht, dann bekomme ich entweder eine Tante, die im Bett nie genug bekommt und mich total fertig macht und den Arsch voller grüner Pickel hat, oder eine die, wie in toter Pfannkuchen unter mir liegt... und..."

Er hört auf zu sprechen, als er sah, wie eine flammende Röte ihren Körper und ihr Gesucht überzog und sie sich vor Peinlichkeit wand.
"Entschuldigung Goldschnäuzchen, das ist nicht dein Thema, oder?"
"Ich heiße Rosalitta, " meinte sie, um Fassung ringend.
"Findest du meine Augenbrauen zu buschig?" fragte er plötzlich. "Manche sagen, ich sehe damit finster aus."
"Nein", antwortete sie sehr erstaunt und sah ihn zum ersten Mal bewusst an.
"Nein, ich finde, du siehst sehr nett aus."
Dann fiel ihr wieder ein, warum sie eigentlich hier war, sie richtete sich und ihre Flügel auf, schaute ihn streng an und sagte: "Du kannst deine Wünsche nicht einfach nicht wünschen. Das geht nicht!"

Er lachte auf: "Du wirst mich kaum zwingen können und jetzt siehst du aus, wie meine Tante Waltraud, wenn sie versucht, böse zu sein."
Sein Lachen und sein amüsierter Blick trafen sie völlig unvorbereitet mitten hinein in ihr Herz und sie starrte ihn an, während er begann, sich zu rasieren und dabei mit ihr redete.

"Schau Rosalein, wenn ich mir jetzt Geld wünschen würde und glaube mir, ich könnte es sehr gut gebrauchen, dann würde es mit Sicherheit aus einem Banküberfall stammen und die Cops würden an meiner Türe klopfen und mich hoch nehmen, bevor ich nur einen Ton sagen könnte.
Wünsche ich mir Geld, das nicht aus einem Banküberfall kommt, dann gehört es eben einem gottverdammten beschissenen Drachen, dessen Lebensziel es von da sein wird, mich zu grillen.
Wünsche ich mir Geld, das nicht aus einem Banküberfall ist oder von einem Drachen stammt, dann gehörte es miesen Meuchelmördermönchen, die mir heimlich mein Licht ausblasen wollen.... du verstehst?"

Er ließ Wasser laufen und spülte sich den restlichen Schaum aus dem Gesicht, griff nach der Zahnbürste und schaute sich suchend nach der Zahnpasta um. Rosalitta flog hoch, verpulvert beim Flug goldenen Staub, setzte sich auf den Spiegelrand und sah von oben auf ihn herunter.
"Nicht alle unsere Wünsche sind so, " meinte sie empört "Ihr seit selber schuld, ihr denkt nicht genug nach vor euren Wünschen!"
"Hah, das ist nur eure eigene gute Ausrede, damit ihr kein schlechtes Gewissen bekommt!", sagte er.
"Denk du mal nach und sage mir, wann es jemals anders gelaufen ist. Wenn man Glück hat, hat man noch den dritten Wunsch übrig und kann alles wieder rückgängig machen, wenn nicht, sitzt man knüppeltief im Dreck."

Ein paar Minuten war Schweigen, dann sagte er: "Wünsche sind nicht nur hell und klar. Die dunkle und trübe Seite bekommt man dazu, ob man nun will oder nicht. Man kann es nicht trennen und ihr liefert nun mal beides."

Während er seine Zähne schrubbte, sah er sie an. Sie schaute unsicher und nachdenklich zurück, der Zauberstab lag vergessen in ihrem Schoss, die blonden Haare fielen um ihr Gesichtchen und die Flügel klebten dicht an ihrem Körper.
Er meinte es ernst, das war deutlich zu spüren. Sonst war sie sehr gut in ihrem Job, glasklar und perfekt, sie verteilte die Wünsche und eine andere Abteilung sorgte für die Umsetzung. Persönlicher Kontakt oder Nachdenken waren unnötig. Das ihre Wünsche einfach so ablehnt wurden, hatte sie noch nie erlebt und nun wusste sie nicht weiter.

Er sah ihre Hilflosigkeit und lächelte sie schief an. "Mach dir keine Sorgen, Goldschnäuzchen, dir wird nichts passieren, gehe heim zu deinen Leuten, sag ihnen Grüße von mir und ein Danke schön. Und ich wäre nun mal ein Kerl, der sehr gut selber für Durcheinander in seinem Leben sorgen kann und dafür keine Hilfe braucht."

Dann nahm er ein Handtuch, wischte sein Gesicht trocken, blickte wieder in den Spiegel, kämmte sich, grinste zu ihr hoch und ging aus dem Zimmer.
Sie saß angespannt und festgefroren auf dem Spiegel und sah ihm nach.

Erst an der Badezimmertüre drehte er sich um, schaute sie noch mal an und meinte, fast beiläufig: "Was wäre, wenn ich mir wünschen würde, du hättest etwa meine Größe, diesen ganzen Goldzauberflitterkram um dich herum weg und du würdest morgen mit mir Kaffee trinken gehen?"

Nun lächelte sie und fragte, ein wenig hoffnungsfroh: "Wünschst du es dir?"

"Nein", sagte er. "Aber lass mich bitte nicht so lange warten."
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Sterne am 04.04.2005 01:54 (Kommentar)    6  
Sterne

Gruß vom Sterne

Hi Blauerozean,
schon tief in die Nacht eingetaucht finde ich auf ersten Blick -äh- Klick deine Geschichte in diesem undurchdringlichen Netz von weißgottwasalles.
Wirklich schön, deine Geschichte, nett geschrieben, pfiffig, lebendig und bildlich.
Hat viel SDpaß gemacht sie zu lesen. Und mit so einer süßen Geschichte in meinen Kopf schwirrend verabschiede ich mich und hüpf´ in die Federn.
Merci also und bis dann
Sterne


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