Willkommen auf der Titanic von bacaro aus der Kategorie Gedicht - Leben, Erfahrungen |
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Armes Deutschland, mein liebes Land, am Siechtum so lange schon leidest Du. Tags trübt sich der Blick mir sorgenvoll, des Nachts reißt mich Dein Schicksal fort aus der Ruh'. Der Kampf scheint - ach - verloren, kein rettend' Ufer in Sicht, nur die auf der Titanic, sie tanzen noch, als störe dies alles sie nicht. Siechend danieder das Vaterland, wo noch gestern ein Haus voller Blüten stand. Böse jetzt und unentrinnbar des Schicksals Lauf, schau, sie heben die Gläser und trinken darauf. Glanz und Stolz auf die Heimat, das bricht nun entzwei. Die Totengräber rufen Dir zu: So spring' doch an Bord, bald ist es vorbei, der Untergang macht alle uns frei. Hörst Du das letzte Lied in der Nacht, brav gespielt von der Bordkapelle? Es lädt zum Tanz Dich an diese Stelle, doch bedenke, was Dich verlockt mit Macht, ist Deines klaffenden Grabes Schwelle. Nun neigt das Schiff sich und versinkt in eisiger Nacht, und über dem geborstenen Wrack brodelt die Sud. So manchem ist um die Zukunft bang, ohne Hafen, umschlungen von gierig gurgelnder Flut. Die Jubelschar, Trommler, Gaukler und buntes Gefolge, um den unheiligen Sieg zu erringen, entschlossen zur Tat ihre Schwerter schwingen, gnadenlos zu tilgen, was uns so vertraut. Zerstörungswerk gegen alles, was ehrvoll gebaut. Was immer die rasende Meute begehrt, wirf Dich ihr nicht zum labenden Fraß. Sie werden vernichten, ohne Einhalt und Maß. Was stets uns wert und die Seele genährt, bleibt ihnen ewig fremd und einerlei. Gott im Himmel, stehe uns bei! Armes Deutschland, wie todgeweiht Du doch bist. Treu Dir gelobe ich, wer immer Dich verlässt, ich bin es nicht! (September 2022) |