Nächtebuch 19.03.09 von Hunting aus der Kategorie Freier Text - Persönliches - Tagebücher |
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Den vierzigsten Geburtstag hätte ich also auch hinter mich gebracht. Keine große Feier, ich war in Plauen, das Wochenende die jährliche MV für den Schneckenmenschenverein mit organisiert. Eine Zeitlang hatte ich mir vorher überlegt, ob ich die Gelegenheit nicht nutzen sollte, um gleich den Austritt aus dem Vorstand zu erklären. Gab in letzter Zeit ein paar Quertreiber, eigentlich nur ein oder zwei, aber die haben es geschafft, einem die Lust an der ehrenamtlichen Arbeit doch etwas zu vergällen. Hab mich dann doch entschieden, erstmal weiterzumachen; man will seinen Gegnern ja auch keine billigen Triumphe gönnen und außerdem habe ich gemerkt, wie die Störenfriede durch die Gemeinschaft in Schach gehalten werden. Was andererseits mir wieder das beruhigende Gefühl gibt, dass es auf mich nicht mehr wirklich ankommt. Das Baby wird groß, über 150 Aktive; schön, das mit aufgebaut zu haben, aber nun dürfen dann auch langsam mal unverbrauchte Kräfte ran. Und ich kann mich wieder mehr auf das eigene Leben konzentrieren. Ewig geht das eh nicht, dass man immer für andere da ist und sich selbst Wünsche verkneift. Der gute Mensch von Sezuan kann die Welt am Ende eben auch nicht allein retten, das ist die Illusion aller Menschen mit Helfer-Syndrom. Dass sie sich zwingen, gut zu sein, 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, was kein Mensch ein Leben lang durchhalten kann. Im Grunde wäre es auch eine Verschwendung des Potenzials, mit dem die Natur einen beschenkt hat; denn die Natur will ja doch, dass man dieses eine, viel zu kurze Leben genießt. Also, guter Vorsatz für das fünfte Lebensjahrzehnt: Sich selbst mehr wertschätzen, träumen, Ziele setzen, persönliche Erfolgserlebnisse sammeln, lernen, gern zu leben, die Pflicht auch mal Pflicht sein lassen, wieder das Blut in den Adern und die Luft in der Lunge spüren, in die Welt hineinhorchen und versuchen, im gleichen Takt zu schwingen ... |