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Nächtebuch 23. 12. 08 Eigenwerk
von Hunting aus der Kategorie Freier Text - Persönliches - Tagebücher

Nächtebuch
Was mir vor dem Einschlafen durch den Kopf geht, Geniestreiche, Banales, Gedankensplitter und Aphorismen, Träume und Beobachtungen.
Erstellt:    23.12.2008 02:36
Geändert: 23.12.2008 23:37
1250 Lesungen, 2.2KB

Die Unschuld liegt oft so nahe an den dunklen Seiten des Lebens. Gestern habe ich mir mit der Botticelli-Venus das wunderbare Meisterwerk "Kinder des Olymp" angesehen. Vermutlich hält sie mich auch für eine Art Baptiste. Dabei ist der am Ende eben nicht mehr ganz dieser unschuldig-naive Engel der Bühne, der an das Gute im Menschen und an die reine Liebe glaubt. Da ist diee Szene, in der einen Lebensmüden spielt, der sich mit einem Strick am nächsten Baum aufhängen will - der Plan wird wunderbar ironisch konterkariert durch eine Wäscherin, die den Strick zum Aufhängen ihrer Wäsche benötigt. Aber in dem Moment, in dem Baptiste sich die Schlinge um den Hals legt, sieht im Publikum Garance, seine niemals erreichte große Liebe, in seinem Gesicht, dass das mehr ist als Schauspielerei. Oder wie er dann einen armen Schlucker spielt, dessen größter Traum es ist, einmal am Tanzball teilzunehmen, doch er wird von der Wache abgewiesen; dann kommt ein Kleiderhändler des Wegs, der baptiste aber das noble Kleid, ohne das er nicht zum Tanzball kommt, nicht überlassen will. Baptiste in seiner Verzweiflung sticht den Mann schließlich nieder. Ich mag solche Szenen, es gehr über romantisches Denken hinaus, gibt diesen unschuldigen Poeten erst die wahre Größe; man findet das auch häufig bei Dostojewski. Und dann denke ich, dass auch in mir viel von diesem "dämonischen Unschuldsengel" ist. Man traut diesen Engeln oft zu wenig zu. Auch die haben ihre dunklen Sehnsüchte, nach dem Tod, nach einer Liebesnacht, nach dem Verbrechen, und man versteht sie so gut, könnte ihnen fast verzeihen, selbst wenn sie schließlich Blut an den Händen haben. Es meldet sich bei mir wieder einmal der Wunsch nach großen Gefühlen, nach wirklichem Leben, das Leben erst wird, wenn man den Mut aufbringt, seine Träume, auch die dunklen, verwirklichen zu wollen. Ich will nicht, dass mein Leben zu klein, zu oberflächlich für mich bleibt, es wäre eine furchtbare Verschwendung, davor habe ich Angst. Aber Angst auch davor, was die Träume, wenn sie sich erst einmal erfüllen, aus mir machen könnten. Deren Verwirklichung erfordert in jedem Fall die Überschreitung von Grenzen, die man so gerne für unüberschreitbar hält.
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