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Nächtebuch 25.11.08 Eigenwerk
von Hunting aus der Kategorie Freier Text - Persönliches - Tagebücher

Nächtebuch
Was mir vor dem Einschlafen durch den Kopf geht, Geniestreiche, Banales, Gedankensplitter und Aphorismen, Träume und Beobachtungen.
Erstellt:    25.11.2008 02:15
Geändert: 04.02.2009 22:57
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"Glaubst du, dass der Mensch von Natur aus eher gut ist oder eher böse?" "Welcher?"

Ich bin skeptisch, was Schubladen und Generalisierungen angeht, zumindest, wenn von Menschen die Rede ist. Als könnte man im realen Leben dem platonischen Idealbild eines Menschen an sich begegnen. Man müsste jede Individualität abstrahieren und dabei sind es doch genau diese Eigenarten, die den jeweiligen Menschen ausmachen. Und das Gleiche gilt für jede Art von Unterschubladen. Sobald ich in Diskussionen gerate, in denen von DEN Frauen oder DEN Männern die Rede ist und dem, was angeblich für deren Verhalten besonders typisch ist, klinke ich mich aus. Der Erkenntniswert solcher Männer-vom-Mars- und Frauen-von-der-Venus-Klischees ist für mich gering. Womit nicht gesagt ist, dass es nicht tatsächlich auch Menschen gibt, die genau diesen Klischees entsprechen. Aber meine begrenzte Lebenszeit nutze ich dann doch lieber für Begegnungen mit Persönlichkeiten, nicht mit Typen. Deswegen frage ich auch ungerne die Standardfragen nach Alter, Größe, Augen- und Haarfarbe, Sternzeichen, Beruf, Kontostand und IQ. Was wirklich spannend ist am Gegenüber, lässt sich nicht messen und einordnen. Es ist doch im Grunde erstaunlich, dass wir aus einer Menge von Millionen von Menschen zielsicher eine bestimmte Person herausfinden können. Auch die Natur also hat ein Faible für das Individuum, immerhin hat sie für jeden von uns ein eigenes Gesicht vorgesehen. Und dann eben auch die eigenen Gedanken, Gefühle, die unverwechselbare, unwiederholbare Lebensgeschichte. Das ist es, was mich interessiert. Was hat jemand durchgemacht, was hat er gelernt, woran glaubt er, wovon träumt er? Ich weiß, manchmal irritiere ich mein Gegenüber mit meiner Neugier, was derart persönliche Fragen angeht, manchmal ist mir auch danach, selbst Urpersönliches aus meinen Seelentiefen zu beichten, gerade auch Menschen gegenüber, die ich gerade erst kennengelernt habe. Man sagt, Ehrlichkeit sei entwaffnend, und da ist etwas dran. Ehrlichkeit, unkonventionell sein, authentisch. Weg von der Floskelsprache, hin zu den verrückten Gedankensprüngen und Assoziationen. Jeder von uns ist kreativ, nur so viele trauen es sich nicht, haben Angst, unverstanden zu bleiben, wenn sie sich offenbaren. Dabei ist gerade diese Individualität das, was einen erst liebenswert macht und da fängt dann das eigentliche Verstehen an - zu erleben, wie kostbar so eine Lebensgeschichte ist, wie viel Mut und Liebe und Angst und Hoffnung dahinter steckt. Sich einem Menschen völlig ausliefern und dann aufgefangen, festgehalten zu werden, das ist Glück.

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