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Auf Wiedersehen Eigenwerk
von kasselklaus aus der Kategorie Geschichte - Nachdenkliches, Ernstes

Kurzgeschichten aus 30 Jahren
Keine Ordnerbeschreibung vorhanden.
Erstellt:    12.10.2008 09:41 2014 Lesungen, 2.9KB

Der Pfeil über der Tür zum Fahrstuhl zeigte nach oben. Das bedeutete, daß Heike noch eine gewisse Zeit warten mußte.

Ungeduldig blickte sie immer wieder zu dem Pfeil hinauf. Inzwischen hatte sich vor der Tür eine größere Zahl von Leuten versammelt. Eine ältere Frau beschwerte sich lauthals bei einer neben ihr stehenden Frau: "Jetzt ist der andere Fahrstuhl schon wieder kaputt! Ich werde mich beschweren! Und die Miete werde ich `runtersetzen!" Die ältere Frau schimpfte weiter, doch Heike hörte nicht mehr zu. Ihr Blick fiel plötzlich auf einen Weihnachtsmann. Weil er etwas seitlich von Heike stand, war er ihr zunächst nicht aufgefallen. Der künstliche weiße Bart paßte überhaupt nicht zu dem jugendlichen Gesicht. Die zwei Augen, die hinter einer Brille mit runden Gläsern versteckt waren, starrten sie an.

Heike schaute - etwas verlegen - in ihre Tasche. Dort hatte sie die Geschenke verstaut, die sie am Abend den Kindern ihrer Schwester mitbringen wollte. Heike blickte wieder zu dem Weihnachtsmann hinüber. Sicher war das ein Student, der sich heute an Heilig Abend ein kleines Zubrot verdienen wollte. Als Student hatte man es heutzutage nicht einfach. Heike wußte das sehr genau; auch sie hatte während ihres erst kurze Zeit zurückliegenden Studiums arbeiten müssen, um finanziell über die Runden zu kommen.

Heike schaute wieder auf den Pfeil über der Tür. Endlich - er zeigte nach unten.

Wieder fiel ihr Blick auf den Weihnachtsmann, der sie noch immer anschaute. Heike wurde etwas nervös. Endlich ertönte eine Klingel, die das Kommen des Fahrstuhls ankündigte. Und richtig, nach wenigen Sekunden schoben sich die Türflügel nach links und nach rechts zur Seite.

Heike, die etwas seitlich gestanden hatte, ließ zunächst einige der anderen Leute einsteigen. Auch der Weihnachtsmann setzte sich in Bewegung. Unwillkürlich achtete Heike doch auf ihn. Irgendwie kannte sie diese Art des Gehens. Nachdenklich betrat sie den Fahrstuhl.

Der Weihnachtsmann hatte den Knopf für das zehnte Stockwerk gedrückt, Heike wollte in das zwölfte. Leicht ächzend setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Heike dachte weiter nach. Verstohlen drehte sie sich leicht zur Seite und schaute den Weihnachtsmann an. Wenn dieser riesige Bart nicht wäre! Viel zu wenig konnte sie von dem Gesicht erkennen. Nur, daß der Weihnachtsmann jetzt ein klein wenig lächelte. Es schien ein irgendwie trauriges Lächeln zu sein. Heike wurde es plötzlich heiß, sie spürte ihr Herz schlagen.

Immer wieder hielt der Fahrstuhl an, und ein oder zwei Menschen stiegen aus.

Schließlich hatten sie den zehnten Stock erreicht. Der Weihnachtsmann mußte, um hinauszukommen, an ihr vorbeigehen.

"Auf Wiedersehen, Heike", sagte er leise.

Heike kannte die Stimme. Nun hatte sie Gewißheit. Sollte sie etwas sagen? Sollte sie hinter ihm hergehen?

Die Tür schloß sich.

Heike hatte zu lange überlegt.

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