Religion - einmal anders von Sphaere aus der Kategorie Freier Text - Glaube, Religion |
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Bei einem Museumsbesuch nahm ich einen Flyer über "Jüdische Kulturtage", in Berlin, mit. Mein Gedanke war in eine andere Religion/Kultur reinzuschnuppern. Ich holte mir aus der Bibliothek Wissenswertes, für ein besseres Verstehen. Am Freitag, dem 31.08.`07 war es dann soweit. In Berlin wurden die Jüdischen Kulturtage und die größte Synagoge Deutschlands (laut Zeitungsbericht) eröffnet. Ich ging zu einem Schabbat-Gottesdienst (deutsch: Sabbat), der um 19 Uhr begann. Eine halbe Stunde vor Beginn reihte ich mich vor`m Haus, in eine Menschenmenge ein, die ebenso daran teilnehmen wollte. Aus Sicherheitsgründen wurden die Taschen kontrolliert und man selbst mußte durch ein Sicherheitstor. Die Synagoge befindet sich ein Stück von der Straße entfernt. Nach dem Innenhof betritt ich das "Haus der Versammlung". Frauen saßen eine Etage höher, auf den Emporen und die Männer hatten unten ihren Platz. Eine Kopfbedeckung der Männer, Hut oder "Kippa", ist ein Muß. Die junge Frau, die vor mir saß, hatte aus religiösen Gründen auch eine auf. Alle Augen richteten sich nach vorn, in deren Mitte sich eine Art Graal mit blauem Licht befand. Davor ein Tisch bzw. Altar, den eine schwarze Decke mit goldener Borte, zierte. Zwei Kantore (Vorsänger) standen davor und ein Rabbiner saß rechts auf einem Stuhl. Über ihnen befand sich die Orgel und der Rundfunkchor Berlin mit seinen SängerInnen. Ein Kantor begann dann mit seiner durchdringend fantastischen Stimme. Der Chor sang hin und wieder auch mit. Ich hatte förmlich das Gefühl die Engel singen zu hören. - Es war sehr ergreifend. Man wurde oftmals gebeten aufzustehn - zum Gebet, zum Gesang und auch, was ein festlicher Auftakt für Alle war, daß eine alte Frau, gestützt von ihren Enkelkindern, die zwei Schabbat-Kerzen entzündete, mit einer ruhigen Hand, als hätte sie`s schon tausend Mal gemacht. Ihre Hände erhob sie gegen das Licht der Kerzen und sprach einen Segen aus. Sie setzten sich dann in die vorderen Reihen. Es gab eine Art Gesangbuch, daß von hinten gelesen wurde. Ich sah hebräische Schrift und vermutlich noch deutsche und englische. Ein Gefühl von Wehmut kam auf, als ich an die Leiden dieses Volkes dachte. Um ca. 20.45 Uhr war der Gottesdienst, nach einem Segen des Rabbiners, zu Ende. Die Gesangsbücher wurden eingesammelt. Die Männer erwarteten ihre Frauen, nachdem wir die Treppen hinab stiegen. Draußen, auf dem Hof, noch ein kurzes Beisammensein. Diese neue Erfahrung gemacht zu haben, genoß ich sehr. |