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Warum schreibe ich meine Episoden ![]() von Hundefluesterer aus der Kategorie Freier Text - Persönliches |
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Warum schreibe ich meine Episoden? Anfang letzten Jahres arbeitete ich auf einer Schaffarm in Island. Ein wesentlicher Teil dieser Arbeit bestand darin, die Schafe, Kühe und Pferde zu füttern. Dazu braucht man natürlich Heu. Zwei mal täglich badete ich im Heu. Genoss den Duft. Konnte bald schon durch Fühlen und Riechen beurteilen ob das Heu für die Schafe oder besser für die Kühe geeignet ist. Islandpferde fressen sowieso fast alles. Sehr intensiv nahm ich dabei immer wieder wahr, wie wenig mir das ausmachte. Das Heu. Früher hätte ich das wohl nur knapp überlebt. Dazu muss man wissen, dass ich als Kind „Chronische Bronchitis“ hatte. Allergie, vor allem gegen Staub und Gräser, waren der Hauptgrund. Mit dreieinhalb Jahren war ich das erste mal in Kur, mit neun, nach meiner dritten Lungenentzündung das zweite mal. Da wir auf dem Land wohnten, war besonders der Sommer eine Qual. Manchmal reichte es, dass ein Bauer in 500 m Entfernung eine Wiese mähte, um mich umzuhauen. Atemnot, ein Kribbeln auf der Lunge wie tausend Ameisen (fast kann ich es beim Schreiben wieder spüren), die Augen beißen und sind zugeschwollen, die Nase war sowieso verstopft. Das waren die äußeren Anzeichen. Müdigkeit und Schwäche konnte man nur erahnen. Und genau dieses bedauernswürdige Würmchen von damals wühlte jetzt im Heu. Nie konnte ich das Wunder, die Kraft des Lebens intensiver erleben. Immer wieder machte ich mir klar, dass ich der gleiche bin, dass das früher nicht nur ein Alptraum war, sondern genau so real wie das Heute. So wie all die anderen Episoden, die letztendlich meine Person ausmachen, unabhängig davon ob sie positiv oder eher negativ waren. Ich bin auch ein Produkt meiner Geschichte und die Geschichten sind Teil von mir. Ich habe so eine Angewohnheit. Wenn ich vor einer größeren Entscheidung stehe, besuche ich Orte, an denen ich gelebt, oder etwas erlebt habe. Ich erinnere mich an die Umstände und die Gefühle von damals, betrachte sie mit den Augen der Gegenwart, ziehe Vergleiche, stelle die Entwicklung fest, bin zufrieden mit dem, was aus mir geworden ist und nehme daraus die Kraft, den Mut und den Optimismus für das Neue. Die druchstandenen schlechten Zeiten geben mir die Gewissheit, dass ich die zukünftigen Probleme auch meistern kann. Und die erlebten guten Zeiten machen mich neugierig auf das, was auf mich zukommt. Durch das niederschreiben der Episoden halte ich sie lebendig, da ich die Schauplätze im Augenblick nicht besuchen kann. . |