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Brief an Bella - Der Sehnsucht erster Akt Eigenwerk
von HomeOfTheBlues aus der Kategorie Freier Text - Zeit, Zeitloses

Die Schöpfung
Der Name ist Wind, Zeit ist Spur, man verbinde beides mit einer Schnur und folge dem Ort, vielleicht bin ich dort... Oh diese Geschichten..tretet ein
Erstellt:    18.09.2006 22:46
Geändert: 19.09.2006 02:44
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Meine Angebetete,
Meine Liebste, Mein schönster Schmerz,
Mein erster Eintrag auf der Liste der Dinge, die mich noch am Leben halten,
Mein Quell der Inspiration, Meditation, Muße und des Hungers,
Mein Kätzchen,
erreichen wird dich dieser Brief,
doch darin besteht auch das Problem,
adressieren werde ich diesen Brief,
doch darin besteht auch das Problem,
ich kenne deine Anschrift,
kenne die Straßen, die mich dorthin führen,
kenne jeden Makel, jede kleine Unwegsamkeit,
der Herbst und seine Spießgesellen konnten mich zu dir nicht aufhalten,
der Winter hat es erst gar nicht versucht, mich daran zu hindern,
zum Anwesen meiner Bella durchzudringen,
ich würde dich blind finden.
Meine Kleine, du wirst diese Worte bekommen,
doch ich bin in Sorge, denn nicht immer lassen sich die Bleibe müder Füße und Gebeine
mit der eigentlichen Bleibe der Seele und des Herzens gleichsetzen. Leben wir Menschen mit unseren höchsten Gütern tatsächlich immer unter einem Dach? Sind wir eins? Ich glaube nicht; glücklich schätzen können sich wohl diejenigen, die mit Herz und Seele einen Familienbund eingegangen sind und vielleicht nur in getrennten Räumlichkeiten leben,
wo jeder mal Zeit für sich hat; aber alles im selben Haus und unter demselben Himmel des eigenen Seins.
Meistens ist es nicht so fast schon harmonisch; viele leben allein, Herz allein, Seele allein, Kopf allein und keiner ahnt auch nur annähernd, wo die anderen sich gerade aufhalten, wo sie umherstreunen. In Träumen, Illusionen, Erinnerungen, Leere und ähnlichen Dimensionen.
Ich weiß nicht, wo deine Seele und dein Herz wohnen, vielleicht sind sie zu der Zeit zu Besuch,
wenn du den Umschlag öffnest, oder du brauchst sie nur aus ihren Zimmern zu rufen oder vielleicht bist du auch eins,
wer weiß? Wir haben schon oft miteinander gesprochen und wer warst du da? Wer war ich da?
Haben wir je miteinander gesprochen? Waren wir Figuren, Rollen, Fassaden, Eigenarten, Egos, Erfahrungen, Gefühle, Schutzwälle, Andere, Phantome, Schatten oder waren wir doch wir selbst?
Ich möchte mit deiner Seele und deinem Herzen sprechen; wenn sie nicht da sind, warte auf diesen Moment, und wenn
nun doch, gib einfach an sie ab, als würdest du einen Telefonhörer weitergeben.

Hallo,
vielleicht kennt ihr mich noch nicht, was ich nicht glaube.
Wisst ihr... wo soll ich anfangen? Ich begehre dich und dich, ebenso ihren Körper, somit wieder dich und dich...ein vollendeter Kreislauf, das eine existiert nicht ohne das andere. Ihr erfüllt mich.
Hmm...am besten spreche ich von meiner Bella in der dritten Person, so dass wir nicht durcheinanderkommen.
Mit einfachen Worten, sie ist wundervoll; sie hat so viele Reize, so viel Gefühl, so viel Passion durchtränkt von Anmut
und einem Stoff, der sie wie eine zweite Haut umgibt, ihre Augen( ihre wunderschönen Augen) mitverschleiert, ihren Po süßt... und meine Begierde nach ihr schürt. Ich küss sie so gern, ich halt sie so gern fest umschlungen, auf dass sich der Zeit Räder für einen Moment nicht drehen. Ich entführ sie so gern, spinne Gedanken, webe Netze und zieh Fäden, wohin immer ich will, wohin immer sie will. Sie schnurrt, meine Kleine. Sie schnurrt und ich vermiss sie grad sehr,
schwelge in jenem Film von ihr und mir, der verborgen gedreht unter Ausschluss der Vergänglichkeit, schwelge in jenen Liedern von ihr und mir, verborgen gesungen hinter der Haut des Ziffernblatts von Uhr und Zeit, schwelge in jenen Geschichten von ihr und mir, die eine verborgene Feder schreibt mit einem Augenzwinkern des großen Erzählers in Richtung Ewigkeit. Schwelge und schwelge, ihr Licht in mir, weiß mir nicht mehr zu helfen, außer zu schwelgen von und immer und immer wieder von ihr.
Seh sie vor mir, wie wir saßen in der Küche und das Radio lief, wie ich hielt ihre Hand und ein Drachen von Tag und Nacht für Lidschläge schlief; seh sie bei mir in heißem Bad, ein Gefühl von Haut und Herz und Schlag und Sehn und Sucht, ihre Architektur, maßgeschneidert von den Fischern der späten Engelsepoche in einer entlegenen Himmelsbucht. Tausend Treppen in den Wolken, in tausend Länder sie konnte gehen, tausend Möglichkeiten sie ließ aus, sie kam zu mir und ich war so lang blind und konnte sie nicht mal aus der Nähe an meiner Seite sehen. Nun seh ich sie vor mir, bei mir, in mir, mein Herz erhebt sich endlich aus seinen Sümpfen und will jetzt nur noch zu ihr; wenn ich alles anhalten würde, frage ich mich, gerade diese Perlen des Erlebten mit ihr im tosenden Weltwellengang – wenn alles stillsteht auf mein Geheiß, der Atome stetig Wirbelsturm sich legt und kein Ding mehr zu existieren imstande; wenn alles stürzt zusammen und fällt erbarmungslos tief in Schwärze ohne Vorstellung, dann würd ich sie festhalten, sie tragen zu einem kleinen Boot nur für uns zwei, es gibt da ein Land für mich und meine Bella....

Sagt, o bitte sagt, Herz und Seele meiner Geliebten,
mögt ihr mich, bin ich ihrer begrenzten Zeit wert, soll ich meiner Wüstenwege gehen, nie mehr vor ihrer Türe stehen oder bin ich willkommen? Antwortet aus den Tiefen, nicht von der Oberfläche des Sees ihres Bewusstseins,
der ihr zugänglich; der Rat der Tiefen möge über mein Anliegen tagen, wiegt mein eigen Herz gegen meine Fehler auf und meine Kleine soll mir dann irgendwann euer Urteil sagen.


Nachwort

Catrose, du darfst den Telefonhörer wieder an dich nehmen,
was ich jetzt zu sagen habe, gebührt allein dir, allen Wahrnehmungen, die dich äußerlich gerade einbetten;
deine Stimmung, dich umspülende Nachwehen Berlins, der dich umgebende Duft, Kälte oder Wärme deiner Wohnung, mein Geist in diesen Zeilen, das Radio in der Küche - wie ein leiser Wind das Karussell deiner Gedanken streifend,
vielleicht auch die Stille, das verärgerte Brummen deines leeren Magens, weil du ihn aufgrund eines blöden Wischs sträflich vernachlässigst.

Wie auch immer oder gerade deswegen leg den Brief beiseite,
lies ihn weiter, wenn dir danach ist, wenn du alleine bist und dir irgendein Sinn danach steht,
wenn du bereit bist, meine oder deine innere Stimme zu hören, wie sie sich dem allmählichen Ausklingen meines ersten Briefes an dich widmet.

„ Warum hab ich nicht deine Lächeln gesammelt
Wie seltene Kostbarkeiten?
Und den Schatten aufbewahrt
Den du auf unsere Wege warfst?
Warum legte ich nicht deine Blicke
Aus Topas und Gold auf die Seite
Enormes Vermögen für später
Wenn deiner Zärtlichkeit Vorrat
Zu Ende geht?
Ich verschwendete deine Innigkeiten
Mir bleibt keine Schallplatte deiner Schritte
Der Sturm hat deine Umarmungen verstreut
Und die mit Küssen gefüllten
Roten Speicher zerstört
Der letzte Laut deiner Stimme
Verlor sich im Sand
Vergebens zeichne ich dein Profil
In den Raureif meines Fensters“

Die Gedanken stammen nicht von mir, obwohl es eigentlich hätte so sein müssen,
wenn man ihren Säuregehalt bedenkt, zerfressend mein Herz und Seelenleib. Sie erinnern mich an mich,
weil ich so bin. Sie sprechen zwischen der Romantik über mein Leben. Und sie sprechen über die Romantik in diesen Tagen. Ich bin weder hier noch da, aber ich gebe mir Mühe, diesen Spiegel aus Makel und staubig getrocknetem Dämonenblut aus den dunklen Regionen meiner rastlosen Wesensdomäne sauber zu wischen.
Ich putze unaufhörlich, glaub mir. Manchmal muss ich innehalten, weil ich Kraft verlier, weil die Angst wächst.
Ich rede in Metaphern und ich hoffe, du begreifst. Ich schrubbe das Glas meiner Wahrnehmung,
weil ich mich ändern will. Und weißt du, was mich nicht den Mut verlieren lässt? Du.
Ich hab dich schon gesehen in diesem Spiegel, als der Dreck ihn noch beherrschte. Aber zu erfassen, dass du es bist,
hab ich lange gebraucht. Du hattest und hast viel Geduld mit mir, hast dich in Nachsicht und Verständnis geübt,
aber ich glaube, du hast viel gelitten. Ein Dank dafür wäre zu einfach, zu profan, zu beleidigend, nahe der Blasphemie
des großen Seins in dir, deiner Welt, deinem Gott im Innern, der nach der Entfaltung deines Wesens verlangt; und du unterdrückst all diese Mächte wegen mir - Ehrfurcht wäre vielleicht angemessen.
Ich hab dich unendlich liebgewonnen, ich hab Tore aufgerissen und ungehemmt auf die Sprache der Gegenwart und die Sprache des Herzens gelauscht. Ich kann mich nicht anmaßen, alles zu verstehen, aber ich versuche zu lernen aus Zeichen in und außerhalb meines Körpers. Die Dinge führen mich zu dir, die Dinge um mich reden nur von dir, drücken sich in Bildern aus, verschwinden so schnell, dass es nicht reicht, sich an der Galerie von dir zu erfreuen,
es reicht lediglich aus, dich zu vermissen. Darin bin ich jetzt schon sehr erfahren; und das obwohl uns ja eigentlich nur ein paar Straßen trennen, eine Fahrt mit der Bahn und oft nur ein Blick.
Wir beide haben es nicht leicht. Wir beide waren uns nah wie fremd, fremd wie nah. Und reißen wir dann unserem Blümchen auch das letzte Blatt ab, was bleibt dann übrig. Ich hasse das Fremde zwischen uns,
es ist wie eine dunkle Gestalt auf der Party unseres Lebens; oft umgeben uns viele Menschen, das sind die Partygäste,
sie strömen wie Fischschwärme durch die Tür und bevölkern unser kleines Haus( aufgebaut aus den Fundamenten und Schichten von dir und mir) ; wir beide sind voneinander abgelenkt, eingenommen von den Einflüssen anderer.
So geschieht das manchmal tagelang, wir sehen uns kaum, doch dann kämpfen wir uns wieder an die Front unseres
gegenseitigen Verlangens und finden einander; wir atmen auf und sind wieder wir beide, alles scheint gut.
Dann geschieht auf einmal etwas, das Leben- die Party- ist in vollem Gange, alle Gäste sind da, aber sie langweilen
mich und darum will ich zu dir; nicht weil ich nichts besseres zu tun hab, sondern weil ich zu dir will, mein Herz will es.
Und dann schau ich dir in diese anderen Augen, sage ein, zwei Worte....lass mir nichts anmerken, gefriere aber innerlich, weil es weh tut....und da spüre ich sie auch schon hinter uns stehen, die dunkle Gestalt, das Fremde zwischen uns und wohl auch in uns, weil wir das, was uns heißt und das Schöne daran, einfach in dem Moment und in den Momenten, die darauf zuliefen, vorsätzlich vergessen. Oft sind wir das nicht gleichzeitig; am Anfang von uns war ich das, weil ich blind und voller uneinnehmbarer Schutzbarrieren war, in letzter Zeit warst du es häufiger und ich bin auch nicht ganz unschuldig daran. Das, was ich zu Beginn säte, ernte ich nun... mal mehr, mal weniger...jedenfalls hab ich es nicht anders verdient. Du hast Hoffnungen in mich gesetzt und ich hab diesen so starken Fluss kanalisiert,
über Rohre verlegt und ihn zu einem Plätschern verdammt; das entspricht nicht der Natur des Flusses. Ich betrachte mich als Schänder ( und so nenne ich mich aufrichtig und reuevoll im Angesicht dieser Worte); ich habe dich sehr verletzt und wenn du das Fremde als Karte in unser Spiel wirfst, um deine eigenen Königinnen zu schützen,
dann tut es weh für mich, aber ich versteh es...... soviel zur Situation, wie alles kam.
Ich will nicht länger den Degen der Vergangenheit auf meiner wunden Brust spüren. Ich habe Fehler gemacht
und bin ein unwürdiges Arschloch....( du kannst diese Liste der Bekenntnisse beliebig weiterführen oder mir bei Gelegenheit bessere Bezeichnungen für mein besudeltes Selbstbild sagen).
Anknüpfen möchte ich gerne am Morgen/ Mittag/ Nachmittag des fünften Februars.
Du batest mich zugehen, ich wollte nicht, ich wollte nicht von dir ablassen,
ich wollte dich nicht ziehen lassen, ich fühle mich noch so wacklig auf meinen Geistesbeinen,
ich fühle mich in einem Umbruch, ein Tauber, der jetzt endlich sein Herz hören kann,
doch sich vor den Farben der Eindrücke lange Zeit verschloss, seine Ohren wie Augen zu behielt,
weil er glaubte, das Hören würde ihn bloßstellen oder schwach machen, weil er es noch nicht so gut konnte.

Meine kleine Bella, ich hab dich unendlich lieb gewonnen,
wende dich nicht von mir ab, nur weil ich Zeit gebraucht habe und dumm war,
wende dich nicht von mir ab, nur weil mein Herz sich nach dem freien Reisen sehnt,
sich finden will und ich die Stadt wohl bald verlassen werde,
wende dich nicht von mir ab, weil du fürchtest um das Porzellan deines Herzens,
wenn wir zusammenbleiben und der Fluss durch den Damm bricht,
wir beide sind Soldaten, siehst du nicht die Angst in mir?
Dennoch will ich mit dir marschieren und glaub mir,
wir werden mehr von diesem neuen Land sehen
und bestaunen können, wenn wir bleiben und uns vorwagen,
anstatt dem Ruf der Heimatgarde zu folgen,
um dann irgendwann in verschiedenen Häfen von Bord zu gehen
und wende dich nicht von mir ab,
weil wir unterschiedlich sind,
wir sind nicht mit Bergen und Flöhen zu vergleichen,
wir sind beides Hügel,
nur unterschiedlich bewachsen und beweidet,
aber die Erde darunter bleibt die gleiche,
wende dich nicht von mir ab...

... ich denke...( nein, das wäre wieder typisch für mich, von meinem Kopf auszugehen),
ich fühle kommt der Wahrheit näher,
ich fühle,
ich hab mich in dich verliebt.


Das war mein erster Brief an dich,
verzeih einem Dummen seine Dummheit,
aber verzeih nicht mir,
ich hab dich eigentlich nicht verdient,
bitte lass mich nicht büßen,
ich will dich nicht verlieren.



bis irgendwann
bis ich dich wieder sehen darf
bis zum nächsten Traum,
meine vor Feuern in Sternennächten
tanzende Zigeunerin ungezähmten Blutes
bis ich mich nach dir verzehr
bis dann


ganz dein
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